Interview als Text für Hörbeeinträchtigte

Was macht eigentlich eine Choreografin?

Xenja:
Hallo, mein Name ist Xenja, und das ist Teresa.

Heute werde ich in der Position als Tänzerin, Teresa, als Choreografin, ein paar Fragen stellen. Und wir starten direkt mit: was macht eigentlich eine Choreografin?

Teresa:
Eine Choreografin hat eine Idee im Kopf, und arbeitet meistens mit Tänzer*innen zusammen. Dann erzählt sie die Ideen die sie im Kopf hat, den Tänzer*innen, und die Tänzer*innen bieten ihr Bewegungen an. Sie nimmt diese Bewegungen, von den Tänzer*innen und baut eine Komposition.

Also: eine Bewegung nach der anderen. Sie fügt das zusammen. Und das meistens mit einer Musik. Die gibt einen kleinen Zeitplan.

Und vor allem: wie sieht das Ganze im Raum aus?. Sie setzt das in den Raum zusammen, mit den Tänzern. Und das ergibt dann die Choreografie.

Xenja:
Choreografierst Du denn auf die Musik? Oder ist die Musik komponiert für Deine Choreografie?

Teresa:
Also manchmal bekomme ich Aufträge mit Musik, von Bach, von Ligeti oder sonst jemandem, und dann hören wir das mit den Tänzer*innen zusammen. Dann ist ganz klar: auf die Musik wird die Choreografie gemacht.

Aber manchmal, das ist eine andere Methode, mache ich eine Choreografie mit den Tänzer*innen, die mit ihrem Atem geht, also die viel mehr auf die Tänzer*innen zugeschnitten ist. Dann nehme ich das auf – dafür verwende ich teilweise auch ganz andere Musik – ich nehme das also auf, schicke das zur Komponist*in, und sie macht es wie bei Filmmusik: Sie komponiert genau auf die Akzente die sie in der Bewegung sieht. Und macht eine neue Musik. Die schickt sie wieder zurück, und dann lernen wir die Choreografie auf die neue Musik.

Xenja:
Wenn Du die Choreografie hast, legst du den Fokus auf Inhalt, also die Geschichte die Du erzählen möchtest, oder auf Bewegungsqualität?

Teresa:
Also für mich ist es ganz wichtig, dass mit jeder Bewegung oder jedem Bewegungsablauf eine Geschichte erzählt wird. Von daher: ich entwickle die Bewegung und die Dynamik der Bewegung, die ich brauche um so eine Geschichte zu erzählen. Oder ein Gefühl, einen Zustand, oder eine Atmosphäre. Aber dann bediene ich mich von den Bewegungen um diese Geschichte zu erzählen.

Xenja:
Und wenn Du dann diese Durchmischung hast, von der Geschichte und der Bewegungsqualität der Tänzer*innen, wie schreibst Du dir dann diese Choreografie auf?

Teresa:
Also meistens arbeiten wir mit den Tänzer*innen so, dass wir das aufnehmen. Und alle hocken da und gucken das Video und dann merken wir uns Bewegungen. Aber wenn ich z.B. mit einem grossen Chor arbeite, und wir eine Partitur haben, eine Musik, die ganz klar ist, dann öffne ich dieses Buch, diese Partitur und schreibe zu den Noten eine Geste, die Zweite, die dritte Geste. Oder die Bewegung, so mit kleinen Männchen. Und wenn ich die Choreografie wiederhole, kann ich die Partitur aufmachen, und mich immer wieder versichern, dass ich richtig bin. Weil manchmal gibt es sehr lange Partituren mit Chören und damit habe ich eine Sicherheit.

Xenja:
Ja, ich als Tänzerin, arbeite auch so. Manchmal hilft es total, wenn du eine visuelle Sache hat, also das Video. Und dann lernst du von dem. Aber manchmal schreibe ich mir wirklich alles Schritt für Schritt auf. Das ist eine Sprache die ich verstehe. Wenn ich das Dir zeigen würde, würdest Du nur Bahnhof verstehen.

Teresa:
Da hat jeder seine eigene Sprache.

Xenja:
Und wie bereitest Du dich auf die Probe vor? Gehst Du einfach hin und dann beginnt das?

Teresa:
Nein nein. Ich bereite mich lang vorher vor. Wenn es um eine Geschichte geht, überlege ich mir: wie könnte diese Geschichte aussehen? Wie viele Tänze*rinnen brauche ich dafür? Um diese Geschichte zu erzählen? Wie könnte der Raum aussehen? Das alles muss ich schon vorher vorbereiten.Wenn die Tänzer*innen kommen bin ich schon ganz vorbereitet. Aber dann lasse ich das mit den Tänzer*innen entstehen. Das ist ganz wichtig!